Mitbestimmung an der Grundschule München-Pasing

„Kinder wollen selbst Lösungen finden“

© iStock / evgenyatamanenko

Die Grundschule am Schererplatz in München-Pasing nimmt teil am Schulversuch „Mitdenken! Mitreden! Mitgestalten! (MIT!) – SMV an Grundschulen“. Lehrerin Sophie Mayer erzählt im Interview, was den Kindern am Herzen liegt.

Frau Mayer, was sind an Ihrer Schule Themen für den Klassenrat oder auf der Versammlung der Klassensprecherinnen und Klassensprecher?

Sophie Mayer: Die Kinder überlegen, wie sie Themen regeln können, die ihnen wichtig sind, oder sie selbst stören. Stichworte sind zum Beispiel Unruhe und Lautstärke. Drängeln an den Schultüren finden viele Kinder anstrengend, auch finden sie es nicht gut, wenn sie sich in der Pause nicht einigen können, wer Fängerin oder Fänger ist. Es geht in den Besprechungen aber keinesfalls nur um Probleme, sondern auch um Ideen der Kinder. 

 

 

An Ihrer Schule werden Schülersprecherinnen und Schülersprecher direkt gewählt. Was ist der Vorteil?

Sophie Mayer: An anderen Schulen ist es oft so, dass die Klassensprecherversammlung den Schülersprecher oder die Schülersprecherin wählt. Uns ist es wichtig, dass jedes Kind die Bedeutung von Wahlen erfassen kann. Schon die Jüngsten können die Erfahrung machen, dass ihre Stimme zählt. Wir haben einen Briefkasten aufgehängt, um die Kommunikation mit der Schülersprecherin oder dem Schülersprecher zu ermöglichen. Den Kindern ist es sehr wichtig, mitreden zu können.

Besteht eigentlich die Gefahr, dass die Älteren die Jüngeren als nicht gleichwertige Partner sehen?

Sophie Mayer: Nein, es ist sogar so, dass die Großen die Kleineren unterstützen. Bereits die Mädchen und Jungen aus den ersten Klassen machen munter mit und bringen sehr viele gute Ideen ein. Und zwar realistische Vorschläge, da wird sich nicht etwa die Achterbahn auf dem Schulhof gewünscht, sondern eher ein Rückzugsraum, um in Ruhe essen oder lesen zu können.

„Wir sind in der Schule alle gleichberechtigt“

Magdalena ist in der 4. Klasse und jetzt schon das zweite Jahr Schülersprecherin an ihrer Schule am Schererplatz in München-Pasing. Ein Interview.

Magdalena, was ist deine Aufgabe als Schülersprecherin?

Magdalena: Ich helfe den anderen und übernehme Verantwortung. Ich plane und leite die Klassensprecherkonferenz zusammen mit zwei anderen Schülersprechern. Ich treffe mich mit der Rektorin und den Lehrerinnen und Lehrern, um zu planen.

Was findest du gut daran, Schülersprecherin zu sein?

Magdalena: Dass ich anderen helfen kann, dass ich andere Kinder kennenlerne und auch, dass ich mit neuen Kindern zusammenarbeiten kann, die nicht in meiner Klasse sind. Dass ich Sachen leiten kann, dass ich mehr Verantwortung übernehmen und mitentscheiden kann.

Ist das eine schwierige Aufgabe? Was gefällt dir gut daran und gibt es auch eine weniger gute Seite?

Magdalena: Für mich ist es nicht schwierig, weil mir die Aufgaben leichtfallen und ich gut vor anderen Kindern sprechen kann. Manchmal brauche ich dazu Mut, aber das habe ich immer geschafft. Weniger gut finde ich eigentlich nichts. Es macht Spaß und wir machen gemeinsam etwas, ich lerne viele andere Kinder kennen

Was hast du schon an deiner Schule verbessert? 

Magdalena: Wir Kinder halten uns schon besser an die Schulregeln. Wir haben gemeinsam unsere alte Rektorin verabschiedet. Das sollte richtig schön werden, also haben wir sehr lange und genau geplant. Momentan planen wir eine Spendenaktion, da wird aber noch viel überlegt: an wen wir spenden wollen und wie wir das gut organisieren. 

© Shutterstock / Mascha Tace

 

 

Was würdest du noch gerne verbessern? 

Magdalena: Ich würde gerne noch verbessern, dass es noch weniger Streit in den Pausen gibt. Ich würde noch gerne andere Aktionen gemeinsam mit den anderen Kindern planen.

Weißt du, was Demokratie ist? Falls ja, wie würdest du es deiner kleinen Schwester oder deinem kleinen Bruder erklären?

Magdalena: Demokratie ist, dass auch alle Kinder mitentscheiden dürfen. Demokratie ist, dass die Entscheidung von allen gleich zählt. Da dürfen alle wählen und alle sind gleichberechtigt. Und das ist bei uns in der Schule auch so. 

„Wir können besser miteinander reden“

Ein Interview mit Josefine aus der 3. Klasse der Grundschule am Schererplatz in München-Pasing. Sie ist schon zum zweiten Mal zur Klassensprecherin gewählt worden und erzählt, was sie gut findet an ihrer Aufgabe.

Josefine, was ist deine Aufgabe als Klassensprecherin?

Josefine: Ich gebe die Wünsche und Anliegen meiner Klasse an die Lehrerin weiter. Ich kümmere mich um Kinder, die sich nicht wohlfühlen, und versuche eine Lösung zu finden. Ich bringe die Wünsche der ganzen Klasse aus dem Klassenrat in die Klassensprecherkonferenz und setze mich dafür ein.

Was findest du gut daran, Klassensprecherin zu sein?

Josefine: Ich finde es gut, dass ich dadurch in der Klasse ernster genommen und respektiert werde. Ich mag es, mehr Verantwortung für die Klasse zu übernehmen. Ich setze mich gerne ein für andere, ich helfe gerne. Auch Kindern, die nicht meine Freunde sind, die ich erst besser kennenlernen muss.

Ist das eine schwierige Aufgabe? 

Josefine: Ganz leicht ist es nicht. Es ist schon schwieriger, als ich dachte. Da hatten plötzlich so viele Erwartungen an mich. Das hat mich auch überfordert. Aber man schafft das und freut sich, wenn etwas klappt. Am Ende macht es Spaß.

Und gibt es auch etwas, das weniger Spaß macht?

Josefine: Manche sagen manchmal, ich wäre die Bestimmerin. Das finde ich nicht so gut. 

 

 

Was hast du schon an deiner Schule bzw. in deiner Klasse verbessert? 

Josefine: Wir haben oft darüber gesprochen, dass es so laut in der Klasse war, deswegen hat es sich sehr verbessert. Was auch besser geworden ist: Es sind jetzt viel weniger Kinder ausgegrenzt. Die Kinder gehen auch vorsichtiger mit den Sachen der anderen um. Wir können besser miteinander reden und Probleme klären

Was würdest du noch gerne verbessern? 

Josefine: Ich würde gerne verbessern, dass es noch weniger Streit gibt und sich alle miteinander verstehen.

Weißt du, was Demokratie ist? Falls ja, wie würdest du es deiner kleinen Schwester oder deinem kleinen Bruder erklären?

Josefine: Demokratie ist, dass alle Menschen mitbestimmen dürfen und es nicht wie in einem Land ist, in dem es einen König gibt, der alle Entscheidungen trifft. Keiner bestimmt über mich, sondern ich darf mitreden. Demokratie ist, wenn alle eine Stimme haben und jeder wählen kann, egal was, wo oder wie. Niemand darf allein bestimmen und der ganzen Welt sagen, was die Leute machen sollen. Es gibt in vielen Ländern Demokratie, aber leider nicht überall. Das finde ich sehr schade.

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